Wildpferde und Wildesel

Das Wildpferd

Die Wildpferde sind die Wildform der Equiden, aus denen sich die Hauspferde entwickelt haben. Ihre letzten bekannten Vertreter sind das Przewalski-Pferd und der Tarpan, der jedoch im 19. Jahrhundert ausgestorben ist. Es laufen jedoch Rückkreuzungsversuche mit dem Konik, um die Art wieder möglichst rein herzustellen.

Wildpferde sind ehr klein und gedrungen und haben die typischen Merkmale eines Wildpferdes, dem Schulterkreuz, den Aalstrich und die Zebrastreifen.

Ursprünglich war das Wildpferd mit verschiedenen Arten über ganz Eurasien, von Portugal bis nach China vertreten. Zuletzt waren dies der Steppentarpan (Equus ferus gmelini), der Waldtarpan (Equus ferus sylvaticus) und das Przewalski-Pferd (Equus ferus przewalskii).

Przwalski-Wildpferd

Przewalski-Wildpferd

Das Przewalski-Pferd wurde 1897 von Nikolai Michailowitsch Prschewalski in den Steppen der Mongolei entdeckt und erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es war damals noch sehr weit verbreitet, von Kasachstan, über die Mongolei bis nach Südsibirien. Mit schnell abnehmenden Beständen starb das Przewalski-Pferd jedoch 1960 in freier Wildbahn aus.
Lediglich in Zoos überlebten einige Tiere, welche erfolgreich vermehrt werden konnten und in den mongolischen Steppen erfolgreich ausgewildert wurden.

Der ausgestorbene Tarpan gilt als der direkte Vorfahre der Hauspferde. Er war mit zwei Arten in Eurasien vertreten:

  • Waldtarpan (Equus ferus silvaticus) lebte in Mittel- und Osteuropa und starb bereits Ende des 18. Jahrhunderts aus.
  • Der südrussische Steppentarpan (Equus ferus gmelini) war bis etwas zur Wolga verbreitet und starb mit dem letzen wildlebenden Exemplar 1879 aus. Die in Gefangenschaft lebenden Tarpane überlebten noch bis zum Zweiten Weltkrieg.

Heute versucht man aus dem Konik, einer Hauspferderasse, Huzulen und Przewalski-Pferden, den ursprünglichen Tarpan wieder rückzuzüchten. Wobei Wildpferde und Hauspferde uneingeschränkt verpaart werden können.

Neben den beiden Wildpferderassen gibt es noch einige Rassen, die man als Wildpferde ansieht, die jedoch auf verwilderte Hauspferderassen zurückgehen.

Typische Vertreter sind das Brumby, einem ausgewilderten Pferd in Australien, welches im 18. Jahrhundert mit Sträflingen nach Australien kam, der nordamerikanische Mustang, welcher auf im 16. Jahrhundert entlaufenen Araber- und Berberpferden zurückgeht oder das namibische Wildpferd, welches vermutlich auf deutsche Trakehner zurück geht, welches von Deutschland in die damalige Kolonie Deutschsüdwest-Afrika gebracht wurden.

Der afrikanische Wildesel

Der Afrikanische Esel (Equus asinus, manchmal Equus africanus) ist die Stammform der Hausesel und in freier Wildbahn sehr stark gefährdet. Die Domestikation setzte vermutlich schon um 4000 v. Chr. in Ägypten und etwas später in Mesopotamien ein.

Afrikanischer Wildesel mit Fohlen
Afrikanischer Wildesel mit Fohlen

Einst war der afrikanische Esel über ganz Nordafrika bis über die Arabischen Halbinsel verbreitet, verschwanden jedoch schon zu Zeiten der Römer aus vielen ihrer angestammten Gebiete, aufgrund Bejagung und Vermischung mit Hauseseln. Heute sind nur noch wenig hundert Exemplare im nördlichen Afrika erhalten, welche in den trockenen und steinigen Gebirgsregionen Nordafrikas zu finden sind.

Afrikanische Esel erreichen eine Körperlänge von rund 200cm und eine Schulterhöhe von etwa 125cm. Länge des in einer Quaste endenden Schweifes beträgt rund 45cm und das Gesamtgewicht reicht bis 250kg.

Das Fell ist an der Oberseite graubraun bis rötlich (Sommerfell) und an der Unterseite hellgrau bis fast weiß. Der typische Aalstrich ist vorhanden und die Beine sind zumeist mit Zebrastreifen versehen. Die dünne Mähne steht aufrecht. Das gesamte Gebäude und der Bewegungsapparat sind aufgrund ihres sehr steinigen Lebensraumes auf Trittsicherheit ausgelegt und nicht auf Geschwindigkeit.

Heute ist der Afrikanische Esel stark bedroht und steht kurz vor dem Aussterben, einzig in Eritrea gibt es noch eine stabile Population von ca. 400 Tieren. Eine weitere kleine Herde wurde in ein Reservat in Israel eingeführt um dort für den Erhalt der Art zu sorgen.

Der asiatische Wildesel (Onager)

Der Asiatische Esel ähnelt äußerlich dem Afrikanischen Esel, ist aber im Unterschied zu diesem mehr pferdeartig und wird deswegen auch Halbesel oder Pferdeesel genannt. Bekannt ist er auch unter den Namen Onager oder Kulan, welche Unterarten des Asiatische Esels darstellen.

Asiatischer Wildesel - Onager
Asiatischer Wildesel – Onager

Der Asiatische Esel ist etwas größer als sein afrikanischer Verwandter und erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von etwas mehr als 200cm, eine Schwanzlänge von rund 40cm, eine Schulterhöhe von 130cm und ein Gewicht von bis zu 250kg. Wie bei allen Eselarten trägt auch der Rücken des Asiatische Esels den für Wildpferde typischen Aalstrich. Die Hufe sind jedoch breiter und die Ohren kürzer als bei den echten Eseln. Außerdem sind Schwanzquaste und Mähne weniger ausgeprägt als bei diesen. Das Fell des Asiatische Esel ist an der Oberseite grau bis fahlgelb oder rotbraun gefärbt; die Unterseite des Felles ist weiß.

Der Asiatische Esel ist der schnellste Vertreter aller Pferde, mit einem Spitzentempo von über 70 km/h kann er über längere Zeit ein Tempo von über 50 km/h halten.

Derzeit werden 7 Unterarten des Asiatische Esels aufgeführt:

– Anatolischer Halbesel (Equus hemionus anatoliensis), Anatolien, ausgestorben
– Syrischer Halbesel (E. h. hemippus), Syrien, Mesopotamien, Arabien, etwa 1927 ausgestorben
– Onager (E. h. onager), nördlicher Iran
– Kulan (E. h. kulan), Kasachstan, Turkmenistan
– Dschiggetai (E. h. hemionus), Mongolei
– Khur (E. h. khur), südlicher Iran, Pakistan, nordwestliches Indien

Der Kiang wird heute zumeist als eigene Art aufgeführt und nicht mehr zum Asiatische Esel gezählt. Neuste genetische Untersuchungen belegen, dass Kulan und Onager nicht zur selben Unterart gehören, was früher oft angenommen wurde. Der Gobi-Halbesel wird zumeist als weitere Unterart des Dschiggetai angesehen.

Der Asiatische Esel gilt laut IUCN, mit einer Population von derzeit etwa 10.000 adulten Tieren, als gefährdet.

Der tibetische Wildesel (Kiang)

Der Kiang oder Tibet-Wildesel (Equus kiang) ist eng mit dem asiatischen Esel verwandt und lebt in und rund um Tibet. Im Vergleich zu seinem Verwandten ist er jedoch größer und pferdeartiger als dieser.

Tibetischer Wildesel - Kiang
Tibetischer Wildesel – Kiang

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 210cm, einer Schulterhöhe von 142 und einem Gewicht von bis zu 400kg ist er der größte und schwerste der Eselarten. Das hellrote Sommerfell der Oberseite ist im Winter ehr bräunlich und dichter. Die Unterseite ist weiß, wobei die Färbung teilweise bis in höhere Regionen bis zum Rückenstreifen wandert. Der für Wildpferde typische Aalstrich ist auch hier vorhanden. Ebenso können die Beine, die Kehle und die Schnauze weiß gefärbt sein. Seine Hufe sind im Vergleich zum Asiatischen Halbesel breiter und die Mähne ist länger.

Das Hauptverbreitungsgebiet des Kian ist das Hochland von Tibet. Daneben finden sich aber auch Populationen im benachbarten China (Provinzen Qinghai, Sichuan), in Nordindien und in Nepal. Der Lebensraum der Tiere erstreckt sich bis über 5000m.

Die Population des Kiang gilt heute als weitestgehend gesichert bis wenig bedroht, mit etwa 65.000 Tieren, wobei alleine 45.000 in Tibet vorzufinden sind. Weitere 2000 Tiere sind in Nordindien beheimatet (Ladakh, Sikkim).

Das Quagga

Das Quagga (Equus quagga quagga) ist eine ausgestorbene Zebra-Form, verwandt mit dem akfrikanischen Steppenzebra (Equus quagga).
Das ursprüngliche Quagga war rein optisch eine Mischung aus Zebra und Pferd. Tatsächlich war das Quagga jedoch ein echtes Zebra mit kräftigen Zebrastreifen an Kopf und Hals. Nach hinten hin wurde das Fell einheitlich dunkel- bis rotbraun, wie etwa beim Kiang. An den Beinen waren keine Zebrastreifen vorhanden.

Das afrikanische Quagga (Rückzüchtungsprojekt)
Das afrikanische Quagga (Rückzüchtungsprojekt)

Bis ins 17. Jahrhundert soll das Quagga die meistverbreitetste Form des Zebras in Afrika gewesen sein. Durch die exzessive Jagd auf das Quagga durch Trophäenjäger war das Quagga um 1850 südlich des Oranje-Flusses bereits ausgestorben. Der klägliche Rest wurde durch eine Dürre im Jahre 1877 dahingerafft. Eine einzelne überlebende Stute starb 1883 im Zoo von Amsterdam.

Rein genetisch gesehen, gilt das Quagga als eine Unterart des Steppenzebras, da es mit ihm genetisch fast identisch ist. Aufgrund der nahen Verwandtschaft werden in jüngster Zeit erfolgreiche Versuche unternommen, das Quagga aus diesen Steppenzebras rückzuzüchten, wobei es sich dabei ehr eine Selektion der typischen Quagga-Zeichnung handelt.
Aufgrund seiner formlichen und farblichen Unterschiede zum Steppenzebra, muss das Quagga jedoch ehr als eigene Art angesehen werden.